Argentinien und Niederlande im Halbfinale
Am Samstag wurden die weiteren Halbfinalteilnehmer ermittelt: Argentinien setzte sich mit 1:0 gegen Belgien durch - das goldene Tor schoß Gonzalo Higuaín bereits in der 8. Spielminute. Damit müssen die Belgier mit ihrer jungen Truppe, die noch erhebliches Potenzial für die nächsten Jahre hat, die WM verlassen - und wie könnte man sie besser verabschieden als mit der belgischen Chanson-Legende Jacques Brel:
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Spannender war das zweite Spiel des Tages, das (für mich unerwartet) eine ganz enge Geschichte wurde: Nach Verlängerung hieß es noch 0:0 zwischen den Niederlanden und Costa Rica (obwohl Holland deutlich mehr Torchancen hatte). Matchwinner wurde dann Ersatztorwart Tim Krul, den Aloysius Paulus Maria „Louis“ van Gaal kurz vor dem Elfmeterschießen einwecchselte und der zwei Elfmeter parieren konnte - am Ende hieß es 4:3 für die Niederlande.
Matchwinner Mats Hummels
Damit hätte ich nicht gerechnet - aber der Reihe nach. Zunächst gab es offenbar ein geheimes Treffen zwischen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem ehemaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy:
(Quelle: NDR3)
Der 4. Juli ist übrigens ein historisches Datum: Genau vor acht Jahren verlor Deutschland mit 0:2 nach Verlängerung gegen Italien bei der WM im eigenen Land. Und vor 60 Jahren geschah das Wunder von Bern. Zeit für Erinnerungen also...
Dann aber stand schon der Anpfiff bevor, und ich war zugegebenermaßen pessimistisch. Bis ich dann gesehen habe, dass Bundestrainer Jogi Löw meine Aufstellungsvorschläge doch ernst genommen und in die Tat umgesetzt hat - Philipp Lahm hinten rechts und dafür Bastian Schweinsteiger sowie Sami Khedira auf der Doppelsechs, Miroslav Klose im Sturmzentrum - sehr gut! Mats Hummels war nach seinem grippalen Infekt auch wieder dabei. Desweiteren spielte Mezut Özil auf der unsichtbaren Acht.
Deutsches Schwarzbrot gegen französisches Baguette...
...auf jeden Fall soll Schwarzbrot gesünder sein als Baguette: Baguette hat z. B. 248 kcal/100g, dagegen ein Roggenvollkornbrot nur 205 kcal/100g. Der Rest ist dann Geschmackssache. Man sieht also, ich habe die beiden spielfreien Tage sinnvoll genutzt, um meinen Wissenshorizont zu erweitern...
Wer übrigens noch einen originellen Flaschenöffner (Kapselheber) als Andenken an die WM sucht, dem kann ich folgenden empfehlen:
Erhältlich ist das Sammlerstück bei BMT Promotions.
Und ansonsten steigt natürlich das Kribbeln vor dem Viertelfinalspiel Frankreich - Deutschland. Und man ist hin- und hergerissen: Wenn Spieler auf falschen Positionen spielen, kann das ja nichts werden, wie man gerade beim Spiel gegen Algerien gesehen hat. Auf der anderen Seite ist Deutschland doch eine Turniermannschaft. Die Franzosen (die ich übrigens persönlich sehr schätze, Frankreich ist eines meiner absoluten Lieblingsländer) waren zwar bisher auch nicht immer überzeugend, aber sind dann doch irgendwie souveräner weitergekommen (und haben, wie bereits geschrieben, immer das Halbfinale erreicht, wenn sie bis zum Viertelfinale gekommen sind). Und morgen kann dann schon für die deutsche Nationalmannschaft alles vorbei sein. Aber wie meinte gestern jemand (hallo Lukas!) zu mir: "Die Deutschen sind wie ein Springpferd - ein gutes Springpferd springt immer nur so hoch, wie es muss - das war gegen Portugal vermeintlich hoch, gegen Ghana vermeintlich tief, gegen die USA und Algerien ausreichend." Wir werden sehen...
Die Viertelfinalpartien stehen fest
Nachdem sich Deutschland ja bereits in der Nacht von Montag auf Dienstag ins Viertelfinale gerumpelt und gezittert hat, standen gestern die letzten beiden Achtelfinalpaarungen an: Argentinien gewann sehr sehr glücklich gegen tapfer kämpfende und ebenbürtige Schweizer mit 1:0 durch ein Tor von Angel di Maria zwei Minuten vor Ablauf der Verlängerung. Erst hatten die Eidgenossen kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu: In der ersten Minute der Nachspielzeit landete der Kopfball von Blerim Dzemailis am Pfosten, der Abpraller traf sein Knie und landete im Toraus. Damit ist die WM für die Schweiz leider vorbei und Ottmar Hitzfeld, ein sowohl sportlich als auch menschlich ganz großer Trainer, geht in Rente.
Offensichtlich wurde das Spiel auch im Vatikan geschaut, wo es zwei unterschiedliche Fanblöcke gab:
Auch das 22-Uhr-Spiel zwischen Belgien und den USA ging in die Verlängerung (wahrscheinlich ist es angesichts der späten Uhrzeit besser, sich zukünftig um 22 Uhr hinzulegen und sich für 23:45 den Wecker zu stellen): Hier setzten sich die Belgier letztlich verdient mit 2:1 durch, nachdem es nach der recht schwachen regulären Spielzeit noch 0:0 stand. Die Tore in der dann doch sehr spannenden und guten Verlängerung erzielten Kevin De Bruyne (93.), Romelu Lukaku (105.) für Belgien sowie Julian Green (107.) für die USA, für Jürgen Klinsmann ist das Turnier damit auch beendet.
Die Rückkehr des Liberos
Am Ende des Tages (bzw. zu Beginn des neuen Tages) setzten sich dann doch die Favoriten durch, aber wie... Zunächst gewann Frankreich mit 2:0 gegen Nigeria. Frankreich begann schwach, doch als Trainer Didier Deschamps in der 62. Minute Antoine Griezmann für Olivier Giroud neben Karim Benzema im Sturm einwechselte, kam Schwung in das Spiel der Franzosen. Und so konnte Paul Pogba in der 79. Minute nach einem Torwartfehler des sonst starken Vincent Enyeama die Führung für Frankreich köpfen. Nachdem der eingewechselte Griezmann dann in der 90. Minute einen Querpass erwischte, war es Kapitän Joseph Yobo, der den Ball ins eigene Tor drückte und damit für die endgültige Entscheidung sorgte. Frankreich also nach anfänglichen Schwierigkeiten dann doch halbwegs souverän im Viertelfinale. Also doch ein machbarer Gegner?
Was dann am späten Abend gegen Algerien passierte, war schier unglaublich: das wohl schlechteste Spiel einer deutschen Nationalmannschaft bei einem Turnier seit dem 0:3 gegen die B-Mannschaft von Portugal bei der Katastrophen-EM 2000. Nach anfänglichem Abtasten übernahmen die von Restaurant-Tester Christian Rach trainierten Algerier das Kommando und überraschten durch brandgefährliche Konter (einer davon führte zu einem knappen Abseitstor in der 19. Minute durch Islam Slimani).
Klare Favoritenrollen heute Abend
Die Hälfte der Achtelfinalpartien ist jetzt entschieden: In einem spannenden Spiel, das ich im Werner-Fuchs-Haus in Aachen sehen konnte, setzte sich zunächst am Samstag der Favorit Brasilien gegen Chile durch, allerdings erst im Elfmeterschießen. Die brasilianische Führung durch David Luiz in der 18. Minute konnte Alexis Sánchez bereits in der 32. Minute für Chile ausgleichen. Im Elfmeterschießen gab es fünf Fehlversuche, der letzte durch den Chilenen Gonzalo Jara. Da zuvor Neymar traf, damit Brasilien weiter.
Deutlicher war dann die Partie Kolumbien gegen Uruguay, bei der sich Kolumbien mit 2:0 durch zwei Tore von James Rodríguez (28. und 50.) durchsetzte - Uruguay konnte sich nicht durchbeißen.
Viertelfinale sollte machbar sein - aber mehr?
Nach einer wenig überzeugenden Leistung setzte sich Deutschland mit 1:0 gegen die USA durch - dann macht es bumm, und dann kracht's, und alle schrei'n der Müller machts - das hat er dann auch in der 55. Minute getan. In einem ansonsten recht spannungsarmen Spiel hätten die US-Boys kurz vor Schluss noch mit zwei Chancen zumindest den Ausgleich erzielen können, was sie aber nicht taten. Somit also Deutschland Gruppensieger vor den USA, Portugal und Ghana raus (Portugal gegen Ghana 2:1 - Tore: (1:0 John Boye 31., 1:1 Asamoah Gyan 57., 2:1 Cristiano Ronaldo 80.)). Natürlich gibt es auch diesmal sowohl wieder die internationalen Pressestimmen als auch Bilder vom exzellent besuchten Public Viewing im Nürnberger Spittlertorzwinger.
In der letzten Gruppe setzte sich Belgien in Unterzahl (rote Karte für Steven Defour) mit 1:0 durch ein Tor von Jan Vertonghen in der 78. Spielminute gegen Südkorea durch, während Algerien ein sehr glückliches 1:1 gegen Russland erzielte (0:1 Alexander Kokorin 6., 1:1 Islam Slimani 60.) - dieses Spiel habe ich im Nürnberger Kulturgarten geschaut, Bilder siehe oben. Damit hier Gruppensieger Belgien, Zweiter Algerien, Russland und Südkorea raus. Ein Beileid geht an den Tippspieler Maestro, der auf ein Achtelfinale mit russischer Beteiligung gehofft hat. Und so werden auch die Russen gebührend verabschiedet:
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